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Generationenwechsel auf der Genoversammlung 2023 Zwischen Abschied und Zukunft

Die Versammlung der taz-Genoss*innen würdigte eine verdiente Mitstreiterin der taz, die neue Leitung der Genossenschaft stellte sich vor und diskutiert wurde auch noch.

Abschied von Konny Gellenbeck (3.v.r.) Piero Chiussi

taz Genossenschaft | Beim inhaltlichen Teil der alljährlichen Versammlung der taz-Genoss:innen am 16.09.23 kam das Wichtigste zum Schluss: Konny Gellenbeck, viele Jahre Geno-Projektleiterin und ebenso langjährige Leiterin der taz Panterstiftung, die sich nach 37 Jahren bei der taz aus dem operativen Geschäft zurückzieht, wurde für ihren Einsatz mit einem eigenen taz-Panterpreis bedacht.

Den überreichte ihr die frühere taz-Chefredakteurin Elke Schmitter, die auch die Laudatio hielt. Die taz werde von vielen am Laufen gehalten, sagte sie. „Und doch ist es eine Tatsache, dass die Genossenschaft und die Panter Stiftung so groß und schön geworden sind, weil im Zentrum ein biologisches Wunderwesen waltet. Eine Person, bei der Gehirn und Herz auf rätselhafte – aber sehr verlässliche – Weise gewissermaßen verschmolzen sind. Ein sehr politisches Gehirn und ein absolut waches und kluges Herz.“

Kurz zuvor hatte Konny Gellenbeck auf der Bühne noch zahlreiche Projekte vorgestellt, mit denen die Stiftung Pressefreiheit und -vielfalt fördert. Ehrenwerte Ideale, die sie mit Leben füllt: Ein Dialogprojekt, bei dem Jour­na­lis­t*in­nen aus Osteuropa ins Gespräch kommen; der Workshop „Her turn II“, der Journalistinnen aus dem Nahen Osten fördert; oder die Zeitung Lichtblick, produziert von Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Tegel – nur eine Auswahl der Initiativen, die die Stiftung im vergangenen Jahr dank der vielen Spendengelder fördern konnte.

Antidemokratische Menschenfeinde

Unter dem Titel „Krise, Klasse, Körper – Was bewegt die nächste taz-Generation?“, diskutierte taz-Vizechefredakteurin Katrin Gottschalk mit Tarik Tesfu Natalya Nepomnyashcha und Valentin Melzer. Toxische Männlichkeit, die hohen Umfragewerte für die AfD, Klimakrise und die fehlende Teilhabe junger Menschen waren zentrale Punkte in der folgenden Diskussion. Was insbesondere die aktuelle politische Situation so explosiv mache, sei der Umstand, dass die heutigen AfD-Wähler*innen keine Pro­test­wäh­le­r*in­nen mehr seien, sondern antidemokratische Menschenfeinde. „Wir brauchen Allies“, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, war also die logische Schlussfolgerung für Tarik Tesfu vom Podcast Tratsch & Tacheles.

Natalya Nepomynashcha vom Netzwerk Chancen erzählte aus eigener Erfahrung, wie der Zugang zu Berufen durch familiäre akademische Netzwerke und kulturelle Codes versperrt wird. Doch auch Linke, sagte sie, neigen teils dazu, sich anderen Meinungen zu verweigern. „Da würde ich mir wünschen, dass man in der linken Bubble diese Diversität und Vielfalt zulässt.“

Den vielfältigen Meinungen der Abon­nen­t*in­nen hatte sich die Redaktion der taz im Juni ausgesetzt. Konkret ging es um die neue Digitalstrategie, mit der der Druck der tagesaktuellen Zeitung perspektivisch eingestellt werden soll. 32 Mit­ar­bei­te­r*in­nen führten deshalb insgesamt 450 Anrufe mit Leser*innen, um Lob und Tadel entgegenzunehmen und sie über das digitale Angebot in der Handy-App zu informieren.

Nachwuchs für die taz Genossenschaft

Mit der neuen Geschäftsleiterin der Genossenschaft Lana Wittig können die Ge­no­ss*in­nen ein neues Gesicht begrüßen. Angesprochen auf die Nachwuchsprobleme der taz Genossenschaft hob sie hervor, wie wichtig es sei, der jüngeren Zielgruppe die wirtschaftlichen Vorteile des Genossenschaftsmodells nahezubringen.

Im Rahmen des Projektes eines digitalen schwarzen Bretts können sich taz-Genoss*innen künftig direkter austauschen. Für Lana Wittig ist die taz ein persönliches Anliegen: Bei ihren Eltern zu Hause habe immer die B.Z. auf dem Frühstücks­tisch gelegen, erzählte sie. „Als ich dann so alt war, dass ich mir eine eigene politische Meinung bilden konnte, fing es an, dass ich mich nach einem journalistischen Gegenpol gesehnt habe. Ich habe den in der taz gefunden. Und deswegen finde ich es total schön, jetzt hier stehen zu können als Teil dieses Ganzen.“

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